Strenge Regeln und lebenslange Therapie
Es gibt zwei Typen des Diabetes mellitus: Typ 1, der durch einen Mangel an Insulin hervorgerufen wird, und Typ 2, bei dem noch Insulin produziert wird, die Körperzellen aber nicht ausreichend darauf reagieren. Typ 1 tritt im Kindes- und Jugendalter häufig auf, Typ 2 meist nur dann, wenn die Betroffenen stark übergewichtig sind. Normalerweise entsteht dieser Typ erst im mittleren bis späten Erwachsenenalter. Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf Krankheitstyp 1.
Der Alltag von erkrankten Schülerinnen und Schülern ist geprägt von strengen Regeln, die Therapie muss lebenslang durchgeführt werden. Dies ist zeitaufwendig und "nervig", besonders in der Pubertät. Deshalb ist es zeitweise nicht nur für jüngere, sondern auch für ältere Jugendliche schwierig, ihren Blutzucker unter Kontrolle zu haben.
Schulalltag mit der Krankheit
Bei diabetischen Schülerinnen und Schülern, deren Blutzucker gut eingestellt ist, ist die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit mit den gesunden Klassenkameraden gleichzusetzen. Bei spät erkanntem Diabetes kommt es zur Leistungsminderung, eine Entwicklungsverzögerung ist möglich. Die Krankheit stellt hohe Ansprüche an die Fähigkeiten Betroffener, denn Insulinzuführung, Nahrungsaufnahme und Bewegung müssen so abgestimmt werden, dass es weder zur Über- noch zur Unterzuckerung kommt. Für die Schülerinnen und Schüler heißt dies:
Die Jugendlichen lernen in der Regel, die Maßnahmen selbst durchzuführen. Die Unterstützung durch die Schule besteht vor allem darin sicherzustellen, dass ihnen dies jederzeit und ungehindert möglich ist. Lehrkräfte sollten den offenen Umgang mit der Krankheit fördern. Stresssituationen wie etwa Klassenarbeiten stören den gewohnten Tagesrhythmus. Dabei kann es zur Über- oder Unterzuckerung kommen, wodurch die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigt werden kann.
Allgemeine Hinweise
Die Symptome einer drohenden Unter- oder Überzuckerung und die notwendigen Maßnahmen in solchen Notfallsituationen sollten im Kollegium bekannt sein. Die Unterstützung diabetischer Schülerinnen und Schüler besteht vor allem darin, dass sie nicht daran gehindert werden, das zu tun, was sie in Bezug auf ihre Krankheit für richtig halten. Es empfehlen sich folgende Regelungen:
Stresssituationen wie etwa Klassenarbeiten oder Unternehmungen führen oft dazu, dass der Jugendliche die Blutzuckerkontrolle und die Abstimmung von Insulinzufuhr, Nahrungsaufnahme und Bewegung vergisst. Hier können Lehrkräfte helfen, indem sie selbst daran denken und gegebenenfalls daran erinnern. Den Beeinträchtigungen durch die Krankheit kann mit einem angemessenen Nachteilsausgleich Rechnung getragen werden, etwa durch Zeitzugaben bei Klassenarbeiten oder längere Pausen wegen der Zeit, die fürs Blutzuckermessen und Essen benötigt wird.
• Müdigkeit, Schlappheit, Gereiztheit
• Nachlassen der Leistungsfähigkeit und Konzentration
• großer Durst
• häufiger Harndrang (dadurch Austrocknung)
• Bauchschmerzen, Acetongeruch (Atemluft), bei diesen Symptomen
• sollten die Eltern bzw. Erziehungsberechtigte benachrichtigt werden
• starker Gewichtsverlust trotz Heißhunger (eher bei chronischer Überzuckerung)
Was tun im Sportunterricht?
Schülerinnen und Schüler mit Diabetes können nicht nur, sondern sollen am Sportunterricht und an Freizeitaktivitäten teilnehmen. Voraussetzung ist eine gute Blutzuckereinstellung. Vor extremen sportlichen Betätigungen empfiehlt es sich, mit den Eltern oder dem behandelnden Arzt zu sprechen. Vor dem Sport muss der Blutzucker gemessen werden und/oder die Insulinmenge reduziert und/oder eine extra Mahlzeit eingenommen werden. Es ist grundsätzlich ratsam, etwas Traubenzucker sowie ein zuckerhaltiges Getränk - kein Light-Getränk - für den Notfall bereitzuhalten.
Wichtig: Kinder sollten bereits Erfahrung mit extremer körperlicher Belastung haben und der Lehrkraft eine Dokumentation der bisherigen Erfahrung und Maßnahmen vorlegen. Es empfiehlt sich, ein Sporttagebuch zu führen, in dem Sportart, Dauer, Intensität und Maßnahmen zur Blutzuckeranpassung
notiert werden. Ursachen einer Unterzuckerung können sein: zu viel Insulin, zu wenig Kohlenhydrate oder zu viel körperliche Bewegung.
Warnsymptome:
Bei schwerer Unterzuckerung können Sprachstörungen und Auffälligkeiten wie clownhaftes oder aggressives Verhalten, Gereiztheit oder Weinerlichkeit auftreten. Akute Maßnahmen Achten Sie darauf, dass der Jugendliche sofort den Blutzucker misst, etwas Zuckerhaltiges zu sich nimmt, etwa Trauben- oder Würfelzucker, Fruchtsaft. Der Betroffene muss die körperliche Aktivität sofort abbrechen. Bei Problemen mit der Blutzuckerbestimmung auch blind Flüssigzucker verabreichen. Der Schüler oder die Schülerin soll aber keinesfalls unbeobachtet gelassen oder allein nach Hause geschickt werden.
Werden rechtzeitig die richtigen Maßnahmen ergriffen, sind die Symptome einer Unterzuckerung nach ungefähr zehn Minuten abgeklungen. Allerdings sollte der Blutzucker nach 15 Minuten erneut kontrolliert werden. Sind diese Maßnahmen nicht mehr möglich, rufen Sie sofort den Notarzt. Schlimmstenfalls kann eine nicht beachtete Unterzuckerung zu Bewusstlosigkeit mit Krämpfen führen.
Passiert dies, bringen Sie den Patienten in eine stabile Seitenlage. Die Lage der verkrampften Glieder sollten Sie möglichst nicht mit Gewalt verändern. Schützen Sie den Kopf, indem Sie etwas Weiches unterlegen. Kein gewaltsames Einflößen von Flüssigkeit - es besteht Erstickungsgefahr!
Dieser Beitrag (Autorin: Christiane Beerbom) ist eine bearbeitete und ergänzte Passage aus der Handreichung "Schule und Krankheit. Wissen, was möglich ist. Schülerinnen und Schüler mit chronischen Erkrankungen." Die Publikation entstand im Netzwerk "Schule und Krankheit (Universität Potsdam) in Kooperation mit dem Landesinstitut Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM). Weitere Informationen unter www.schuleundkrankheit.de