Helm auf und los geht’s in die Welt von Websites, Hyperlinks & Co.: In seinem Computermobil steuert Pinguin Eddie mit den Kindern durchs Internet und bringt ihnen Schritt für Schritt bei, wie sie sich im Netz zurechtfinden. „Schon für Drittklässler in der Grundschule gehört das Internet zum Alltag dazu“, sagt die Lehrerin Susanne Mutschischk der Frankfurter Linnéschule. Deshalb gelte es, die Kinder fit zu machen für den sicheren Umgang im Netz. Dazu gehört, sie auf Gefahren vorzubereiten, ob Kostenfalle, Cybermobbing, Spielsucht oder Datenschutz.
Das Projekt „Internet-ABC“ stellt dafür eine Fülle von Materialien zur Verfügung, inklusive Unterrichtskonzepten, Lernmodulen, Erklärvideos, Übungen, Spielen und Arbeitsblättern. Und zwar kostenlos und ohne Werbung. „Ein Rundum-sorglos-Paket“, sagt Lehrerin Annika Krienke von der Albert-Schweitzer-Schule in Langen.
Das Angebot mehrerer Landesmedienanstalten ist so aufgebaut, dass Lehrkräfte weder große Vorbereitung noch Fachkompetenz benötigen. „Selbst Lehrkräfte, die sonst nicht viel mit Internet am Hut haben, können das Thema so ganz einfach im Unterricht behandeln“, berichtet Krienke. Das Projekt richtet sich nicht nur an Lehrkräfte und Kinder, sondern explizit auch an Eltern. „Es geht darum, die Kinder gemeinsam bei ihren ersten Schritten ins Internet zu begleiten“, betont die Lehrerin.
In der dritten Klasse fragt Mutschischk immer erst einmal: Wer besitzt ein eigenes Smartphone? Sofort gehen mehrere Hände hoch. Alle wissen, was Google und Youtube ist. „Und auch von Instagram und Tiktok hat jeder schon gehört“, sagt Mutschischk. Umso wichtiger, die Kinder damit nicht alleine zu lassen, sondern mit ihnen das ABC des Internets zu lernen. „In dem Alter kommt man noch gut an sie heran.“ Sobald sie in der Pubertät seien und digitale Medien ihren Alltag bestimmten, sei es zu spät, meint die IT-Beauftragte. „Dann stehen sie schon mit beiden Beinen im Internet.“
Das Motto vom „Internet-ABC“ lautet: „Wissen, wie’s geht.“ Zunächst lernen die Kinder die Grundlagen: im Netz zu surfen und sich in dem „ganzen Wirrwarr an englischen Wörtern“ zurechtzufinden. Pinguin Eddie erklärt: Was ist ein Browser? Wie funktioniert ein Link?
Außerdem üben die Schülerinnen und Schüler, wie sie im Internet etwas suchen – „und dass Google nicht alles ist“, so Mutschischk. Tippen die Kinder etwa „Weltall“ bei Google ein, bekommen sie rund acht Millionen Treffer. „Viele Seiten verstehen sie gar nicht“, betont die Lehrerin, „andere machen ihnen vielleicht sogar Angst.“ Zum Vergleich nutzen sie eine Kindersuchmaschine – wie blinde-kuh.de, fragfinn.de oder helles-koepfchen.de – und merken, dass sie so viel schneller Infos finden, die ihnen weiterhelfen.
Das Modul setzt Krienke auch gerne im Sachunterricht ein: Beim Thema Haustiere lässt sie die Schülerinnen und Schüler zum Beispiel verschiedene Kindersuchmaschinen ausprobieren. Sie sollen Infos zu Hunden oder Katzen herausfinden – und anschließend einen Steckbrief ausfüllen: Was fressen die Tiere? Wie alt werden sie? Und so weiter. Das Projekt „Internet-ABC“ stellt auch Zusatzaufgaben bereit, sollten Kinder schneller fertig sein. „An alles ist gedacht.“
Das Projekt sensibilisiert die Kinder auch für die Gefahren im Netz. In einem Spiel ploppen zum Beispiel unentwegt Pop-ups auf dem Bildschirm auf. Pinguin Eddie erklärt, dass diese Fenster meist Werbung enthalten. Er rät: „Sorge für freie Sicht ohne Pop-ups.“ Das ist für die Kinder gar nicht so einfach. „Nach kurzer Zeit sind sie restlos überfordert“, berichtet Mutschischk. Genau darum geht es: Die Kinder üben, mit so einer Situation umzugehen. Sie lernen, dass sie Pop-ups wegklicken können, das kleine Kreuz-Symbol zum Schließen allerdings oft schwer zu erkennen ist. Zur Not hilft nur: Browser schließen.
Die Kinder erfahren, was Datenschutz ist. Und dass sie ein Recht am eigenen Bild haben. Weitere Themen sind Spielsucht und Cybermobbing. Dabei stellen die Schülerinnen und Schüler zum Beispiel gemeinsam Regeln auf, wie sie im Netz miteinander umgehen wollen, berichtet Krienke. Zum Abschluss gibt es einen kleinen Test und die Kinder erhalten einen Surfschein. „Darauf sind sie sehr stolz.“
Jede Grundschule kann sich zur Qualifizierung zur Internet-ABC-Schule anmelden, eine Voraussetzung ist, dass zwei Lehrkräfte an einer Fortbildung teilnehmen. Das Material – darunter Broschüren und Flyer – steht allen Schulen kostenfrei zur Verfügung. Doch offizielle Internet-ABC-Schulen haben viele Vorteile: So bieten externe Medienpädagogen jedes Schuljahr einen Elternabend beziehungsweise Eltern-Kind-Nachmittag an.
Dabei bearbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Beispiel ein Foto so, dass es aussieht, als lägen sie am Strand – und lernen, genau wie die Kinder, nicht allen Inhalten im Internet zu trauen. „Auch viele Eltern sind sich nicht bewusst, welche Gefahren im Netz lauern“, so Krienke. „Umso wichtiger, sie aktiv einzubeziehen.“
Das Schulportal DGUV Lernen und Gesundheit veröffentlicht im Juni 2021 die Lerneinheit Internet für die Kleinen (Primarstufe).
Weitere Infos: www.dguv-lug.de
Interview: Kathrin Hedtke, freie Journalistin