Mit Abstand genauso viel Spaß: Für Pandemiezeiten bietet die Unfallkasse Rheinland-Pfalz viele praktische Tipps für Grundschulen, wie sich Bewegungsspiele auch unter den Bedingungen des Infektionsschutzes einfach umsetzen lassen.
Mit roter Kreide hat Sebastian Dörr kleine Zahlenkästchen auf den Schulhof gemalt. Die Kinder der Klasse 4b stellen sich im Kreis auf. Doch bevor es losgeht, ruft der Lehrer an der Grundschule Edenkoben in Rheinland-Pfalz: „Erst einmal Abstand checken!“
Schließlich ist zu Zeiten der Coronapandemie die Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln das A und O. Die Kinder strecken ihre Arme ganz weit aus. Alle haben genug Platz, das Bewegungsspiel kann beginnen. „Marie“, ruft ein Junge, „was ist drei mal fünf?“ In Windeseile hüpft ein Mädchen mit ihren silbernen Turnschuhen über die Zahlen auf dem Boden – und löst so ganz fix die Aufgabe. „Solche kleinen Bewegungsspiele machen den Kindern richtig viel Spaß“, berichtet Dörr.
Vor allem aber sorgen sie dafür, dass sich die Schülerinnen und Schüler in der Schule mehr bewegen. Das sei jetzt während der Coronazeit umso wichtiger.
Um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren, findet Unterricht aktuell vor allem frontal statt, Kinder sollen im Klassenzimmer möglichst auf ihren Stühlen sitzen bleiben und einige Sporthallen sind geschlossen.
„Das Wichtigste ist, dass Kinder in Bewegung kommen, egal in welcher Pandemiephase“, betont Julian Mädrich von der Unfallkasse Rheinland-Pfalz. Deshalb hat die Unfallkasse schon zu Beginn der Pandemie überlegt, wie sie Schulen dabei unterstützen kann.
Das Ergebnis sind viele praktische Tipps für Lehrkräfte. Grundlage ist das Buch „Bewegte Kinder – schlaue Köpfe“: Alle rund 100 Spielideen wurden genau unter die Lupe genommen und gegebenenfalls mit Pandemie-Hinweisen ergänzt: von A wie ABC-Hopser bis Z wie Zahlenreise. Oberste Regel ist, dass die Kinder genug Abstand halten.
Wenn möglich, sollten alle Spiele nach draußen an die frische Luft verlagert werden. Nur wenige Übungen aus dem Buch lassen sich nicht mit den Pandemie-Regeln in Einklang bringen und sind mit einem roten X gekennzeichnet, etwa wenn sich die Kinder dabei sehr nah kommen oder berühren.
Lehrer Dörr hat mit seiner Klasse kurze Videos gedreht, um zu zeigen, wie sich Bewegungsspiele einfach und coronakonform umsetzen lassen. „Die kleinen Spiele kann man super anwenden“, sagt der Sportlehrer. Beim „Waldlauf“ zum Beispiel rennen die Kinder auf der Stelle, bis ein Kommando ertönt: Bei „Achtung, Zweig!“ müssen sie sich ducken, bei „Baumstamm“ springen und bei „Brennnessel“ auf Zehenspitzen trippeln
Die Unfallkasse Rheinland-Pfalz hat für ihre Spielideen in Corona-Zeiten viele positive Rückmeldungen aus Schulen erhalten. „Lehrkräfte waren dankbar für die Unterstützung“, berichtet Mädrich.
Auch für weiterführende Schulen bietet die Unfallkasse wertvolle Impulse: Ein Onlineportal, das ursprünglich für Feuerwehrleute entwickelt wurde, stellt 300 Übungen zu Ausdauer, Kraft und Koordination inklusive Einzelvideos bereit. „Viele Übungen können auch an Schulen eingesetzt werden“, sagt Mädrich. Unbedingt erforderlich ist, dass die Sportübungen mit den geltenden Corona-Regeln abgeglichen und bei Bedarf angepasst werden.
Außerdem arbeitet die Unfallkasse derzeit an einem groß angelegten Projekt zum Schulsport: Für „schulsportideen.de“ werden 250 Videos mit Übungen gedreht. „Ziel ist, einen sicheren und attraktiven Schulsport zu unterstützen.“ Schließlich werde die Grundlage für ein gesundes Leben im Kindesalter gelegt. Deshalb gilt auch in Pandemiezeiten: „Bewegung darf nie zu kurz kommen.“
Kathrin Hedtke, freie Journalistin