Eine Hand trägt auf die andere Hand Pflegecreme aus der Tube auf.

Foto: Adobe Stock, Milan

Nach jedem Waschen eincremen

  • Hautpflege gehört zur guten Handhygiene
  • Beim Kauf auf gut verträgliche Hautcremes achten
  • Hautpflegemaßnahmen im Hygieneplan verankern

 

Ein Interview mit Dr. Elke Frenzel, Aufsichtsperson der Kommunalen Unfallversicherung Bayern (KUVB)

 

Was ist die Gefahr beim häufigen Händewaschen mit Seife?

 

Die Seife entfernt nicht nur Schmutzpartikel oder eben auch unerwünschte Viren, sondern stört auch das sensible Ökosystem der Haut. Je häufiger wir die Hände waschen, umso weniger Zeit bleibt unserer Haut zwischen dem Waschen, sich zu regenerieren.

 

Wie funktioniert dieses Ökosystem Haut?

 

Auf einer gesunden Haut leben verschiedenste Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze. Diese werden von uns häufig nur negativ gesehen, aber so ist es nicht: Sie bilden eine wichtige Barrierefunktion und erschweren es schädlichen Mikroorganismen, sich auf der Haut anzusiedeln. Waschpräparate beseitigen aber eben auch diese wertvollen Mikroorganismen.

 

Was sind die Folgen, wenn die Barrierefunktion der Haut durch das Händewaschen ständig gestört wird?

 

Die Haut trocknet aus. Im schlimmsten Fall kann ein Hautekzem entstehen. Anzeichen dafür ist zum Beispiel eine rote, schuppige Haut, die stark juckt und spannt.

 

Wie kann man seine Haut schützen?

 

Man kann der Haut viel Gutes tun, wenn man bei der Wahl seiner Seife oder Hautcreme auf die Inhaltsstoffe achtet. In einem hautfreundlichen Präparat sollten vor allem Duft- und Farbstoffe sowie gewisse Konservierungsstoffe nicht enthalten sein, da sie sensibilisierend wirken können. Duft- und Farbstoffe sind im Inhaltsstoffverzeichnis auf der Verpackung klar gekennzeichnet (siehe Infokasten rechts). Bei den Konser- vierungsstoffen ist es dagegen schwieriger. Eigentlich kommt kein Präparat völlig ohne sie aus – obwohl manche Hersteller das angeben. Aber es gibt besser und schlechter verträgliche Produkte.

 

Wie erkennen Verbraucherinnen und Verbraucher besser verträgliche Konservierungsstoffe?

 

Für den Laien ist das leider kaum zu erkennen. Denn zum Beispiel können Deklarationen wie „naturidentische Konservierungsmittel“ schnell auf eine falsche Fährte locken und sind nicht unbedenklich. Ich rate daher, bei der Entscheidung für ein Wasch- oder Pflegepräparat immer den Rat von fachlicher Seite einzuholen, zum Beispiel von betriebsärztlicher Seite.

 

Ist nach dem Gebrauch einer hautfreundlichen Seife trotzdem zusätzliche Hautpflege nötig?

 

Wenn die Intervalle zwischen dem Waschen so kurz sind, wie es die derzeitigen Hygieneregeln fordern, dann ja. Ich empfehle, die Hände nach jedem Händewaschen einzucremen. Die Creme unterstützt das besagte Ökosystem Haut bei der Regeneration. Aber auch zwischen den Waschgängen schadet es nicht, die Haut nochmals einzucremen, wenn sie sich trocken anfühlt. „Abhängig“ von zu viel Creme wird die Haut nicht.

Sollten Schulen Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften Handcreme anbieten?

 

Wenn Vorgaben zum häufigen Händewaschen in der Schule bestehen, dann ja. Die Haut braucht unsere Unterstützung, und Hautpflege sollte genauso relevant sein wie die Hauthygiene selbst. Am besten durch eine Creme, die auch für sensible Haut geeignet ist. Natürlich können einzelne Schülerinnen und Schüler auch eigene Produkte mitbringen, wenn das zu mehr Akzeptanz führt.

 

Wo sollten Schulen die Hautcremes für ihre Schülerinnen und Schüler zur Verfügung stellen?

 

Am besten überall dort, wo auch Seifen bereitstehen, also in den Toiletten und gegebenenfalls an den Waschbecken in Klassenzimmern. Für die Aufbewahrung der Pflegepräparate wären Spenderautomaten, die berührungslos funktionieren, am hygienischsten, aber das halte ich in den meisten Schulen schon allein aus finanziellen Gründen für nicht umsetzbar. Die praktikabelste und sauberste Lösung werden daher Cremespender oder Spenderautomaten mit einem Bügel zum Herunterdrücken sein, wie sie häufig auch für Seife bereitstehen.

 

Empfehlen Sie Schulen, diese Hautschutzmaßnahmen in ihren Hygieneplänen zu verankern?

 

Ich halte es für sehr sinnvoll, die Hautpflege in den Hygieneplan mit aufzunehmen. In jedem Plan steht beschrieben, wie die Hände richtig gewaschen werden. An diesem Punkt wäre anzuknüpfen, dass die Hände danach auch immer mit einem geeigneten Pflegeprodukt eingecremt werden..

 

Hände richtig eincremen

  • Das Pflegeprodukt auf den Handrücken auftragen.
  • Die Creme zwischen beiden Handrücken verreiben.
  • Handflächen und Finger eincremen. Vor allem in die Hautpartien um den Nagel herum vorsichtig einmassieren.

 

Hautfreundliche Wasch- und Pflegepräparate erkennen: Die 3 „No-Gos“

  • Farbstoffe
    Auf der Inhaltsstofftabelle gekennzeichnet durch CI und eine folgende Farbcodierung von fünf Zahlen.
  • Duftstoffe
    Auf der Inhaltsstofftabelle meist ganz unten aufgeführt, entweder einzeln oder unter dem Sammelbegriff „Parfum“ /„Perfume“/„Fragrance“.
  • Konservierungsstoffe
    Es gibt besser und schlechter verträgliche Konservierungsstoffe. Holen Sie sich fachkundigen Rat ein, zum Beispiel durch den Betriebsarzt oder die Betriebsärztin.

 

Unterrichtsmaterialien zum Thema Hautschutz

 

Auf dem Schulportal der DGUV „Lernen und Gesundheit“ finden Sie die kostenlosen Unterrichtsmaterialien „Hautschutz: Grundwissen“: www.dguv-lug.de, Webcode: lug1001173

 


Das Interview führte Anna Nöhren, Redakteurin (Universum Verlag)

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