Der Aufwand ist groß, doch es lohnt sich: Das Eldenburg-Gymnasium Lübz in Mecklenburg- Vorpommern hat sich für den Deutschen Schulpreis 2018 beworben. Schulleiter Torsten Schwarz berichtet, wie die Schule von der Teilnahme profitiert hat.
Wie ist Ihre Schule auf die Idee gekommen, sich für den Deutschen Schulpreis zu bewerben?
Eine Kollegin hat in der Zeitung davon gelesen und gefragt, ob wir uns nicht bewerben wollen. Das war vor fünf Jahren. Zu dem Zeitpunkt hatten wir gerade mit einer neuen Phase der Schulentwicklung begonnen – und merkten, dass viele Qualitätsmerkmale aus dem Artikel auf unsere Schule zutrafen.
Wie leicht hat sich Ihre Schule diese Entscheidung gemacht?
Leicht. Wir haben damals im Kollegium entschieden, dass die Teilnahme am Wettbewerb ein schönes Ziel ist – und darüber abgestimmt. Allerdings wollten wir erst einmal mit unserer Schulentwicklung vorankommen, unabhängig vom Wettbewerb. Dafür wollten wir uns die benötigte Zeit nehmen. Deshalb haben wir beschlossen, mittelfristig daran teilzunehmen, also in vier bis fünf Jahren. Als diese vorbei waren, haben wir mit der Bewerbung begonnen.
Was haben Sie sich von der Teilnahme am Wettbewerb erhofft?
Unsere Schule schreibt Feedback ganz groß, der Blick von außen auf unsere Arbeit ist uns sehr wichtig. Primäres Ziel war es, uns eine Expertenmeinung zur Umsetzung unserer Schulentwicklung einzuholen und damit weiterzuarbeiten. Wir wollten sehen, wie gut wir unterwegs sind. Unser 2012 formuliertes Ziel lautete, dass wir „erfolgreich“ am Wettbewerb teilnehmen wollten. Im Kollegium haben wir über unsere Erwartungen gesprochen: Was heißt erfolgreich? In einer offenen Umfrage haben die meisten Kolleginnen und Kollegen angekreuzt, unter die besten 50 Schulen zu kommen. Keiner hätte damit gerechnet, dass wir zu den 15 Finalisten zählen und zur Preisverleihung nach Berlin fahren.
Wie sind Sie die Bewerbung konkret angegangen?
Etwa ein Jahr vorher haben wir eine Arbeitsgruppe gegründet, bestehend aus sechs Lehrkräften. Bei dem Wettbewerb werden sechs Qualitätsbereiche unter die Lupe genommen. Diese Bereiche haben wir aufgeteilt. Die Kolleginnen und Kollegen haben dazu jeweils alles gesammelt und strukturiert. Das war sehr viel Arbeit. In regelmäßigen Abständen hat die AG getagt. Zwischendurch waren noch Abiturprüfungen und andere Zeiten, in denen wenig Luft war. Im letzten Monat vor Bewerbungsschluss haben wir mit Hochdruck an der Fertigstellung gearbeitet.
Für den Wettbewerb musste sich Ihre Schule erst einmal sortieren und alle Qualitätsbereiche auf den Prüfstand stellen. Was bewirkt so eine Bestandsaufnahme?
Mit Blick auf das Lernen unserer Schülerinnen und Schüler haben wir ganz konkret unsere Konzepte und Strukturen auf ihre Qualität und Wirksamkeit hinterfragt. Dabei haben wir gemerkt, wo unsere Schule besonders gut ist, aber auch wo noch Lücken sind. Wir messen zum Beispiel die Unterrichtsqualität durch ein regelmäßiges Schüler-Lehrer-Feedback, außerdem hospitieren Kollegen gegenseitig im Unterricht. Dabei wurde zum Beispiel sichtbar, dass wir bei der Differenzierung im Unterricht noch nicht die entsprechende Qualität erreichen. Auch müssen wir uns weiterhin mit der Frage auseinandersetzen, wie der Umgang mit Vielfalt an unserem Gymnasium noch besser gelingen kann.
Welche Impulse haben Sie durch den Schulpreis bekommen?
Wir haben durch den Schulbesuch und das Feedback der Jury wichtige Anregungen erhalten. Zudem sind wir weiter im Exzellenznetzwerk der Robert Bosch Stiftung aktiv. Dadurch können wir wertvolle Kontakte knüpfen. Hinzu kommen Fortbildungsangebote. Eine Reihe von Schulen in Deutschland hat sich wie wir auf den Weg gemacht und setzt Veränderungen um. In den Netzwerken stellen sie ihre Ideen vor und tauschen sich über ihre Erfahrungen aus. Oft sind es Kleinigkeiten, die als Bausteine die eigene Entwicklung voranbringen. Zum Beispiel, wie offenere Lernformen umgesetzt werden können oder wie man Kindern in ihrer Individualität beim Lernen gerecht wird. Kurz: Der Blick über den eigenen Tellerrand bestärkt immer wieder und ermutigt.
Welche Erfahrung war besonders positiv?
Der Wettbewerb hat das Zusammengehörigkeitsgefühl unserer Schulgemeinschaft enorm gestärkt. Außerdem hat er deutlich gemacht, dass wir eine tolle Schule sind, und die gute Qualität unserer Arbeit ist nach außen sichtbar geworden. Der dahinterstehende Schulentwicklungsprozess war herausfordernd, kostete Zeit und Kraft, brachte aber auch viel Bestätigung und Freude mit sich. Wir haben mit allen Schülerinnen und Schülern sowie allen Kolleginnen und Kollegen die Preisverleihung als Public Viewing geschaut. Und obwohl wir keinen Hauptpreis erhalten haben, erhielten wir sehr viel Anerkennung, zum Beispiel von der Schulaufsicht und dem Bildungsministerium.
Will sich Ihre Schule noch einmal bewerben?
Der Gedanke ist immer mal wieder da. Aber dazu haben wir im Kollegium noch kein einheitliches Meinungsbild. Der Aufwand ist groß. Doch der Prozess ist auch unheimlich fruchtbar. Und falls wir uns noch mal bewerben sollten, würden wir auch nicht von Null anfangen.
Das Interview führte Kathrin Hedtke, freie Journalistin.