„Jungs, wir brauchen euer Brain“, ruft Lara-Marie. Wie ist das jetzt mit den Solarzellen? Fabian, 15, hält die für unnötig: Gerade hat er einen Akku gefunden, der nur 40 Gramm wiegt und der einige Stunden Kameralaufzeit schafft. Die Schülerinnen und Schüler des eXcellence-Kurses MINTeX reden sich die Köpfe heiß. Sie opfern ihre Mittagspause, denn der Wetterballon, den sie in dem freiwilligen Begabtenförderkurs bauen, soll im nächsten Jahr in den Himmel steigen.
Planung ist das Wichtigste in der Anlaufphase. Viele Themen schwirren kurz nach den großen Ferien durch den Raum: die Einkaufsliste für die Elektronik, das Programmieren, die Zusammenarbeit mit dem örtlichen Energie-Versorger, die Pressearbeit, die Abgabefristen. Und wer holt die Erlaubnis für das Steigenlassen des Ballons ein? Die Jugendlichen überlegen konzentriert und sagen selbstbewusst ihre Meinung.
„Es ist eine Auszeichnung, zu unserer eXcellence- Initiative zu gehören“, sagt Schulleiter Bernhard Schiffer. 2004 startete der erste Kurs, in dem klassen- und jahrgangsübergreifend ein eigenes Thema entwickelt werden konnte. Seit 2013/14 gibt es sieben feste Angebote, an denen rund 80 der 1300 Jugendlichen teilnehmen. Die Schulleitung schätzt die positive Wirkung auf das Schulklima, denn leistungsbereite und engagierte Schülerinnen und Schüler werden motiviert und in ihrer Entwicklung unterstützt.
Wichtig ist, dass der eXcellence-Stoff den Lehrplan nicht vorwegnimmt, sondern allein für sich stehen kann. Und dass jeder Kurs ein konkretes Projekt verfolgt, wie etwa eine Wetterstation zu bauen oder ein Video zu drehen.
Zu den drei Säulen des eXcellence-Modells gehört zudem ein Job-Shadowing-Angebot in der Oberstufe und die Beratung für Begabte durch Mentorinnen und Mentoren. Aktuell sind das Natalie Mann und Matthias Schmid. Ihre Aufgabe ist unter anderem die Organisation der Rhetorikkurse und die Betreuung der Job-Shadowing-Partner.
Auch die Lehrkräfte profitieren von eXcellence. „Dass man frei arbeiten kann, dass alle motiviert sind und Lust haben“, begeistert sich Ulrike Englert, die MINTeX leitet. Die zwölf Schülerinnen und Schüler der Gruppe lieben „ihr“ Projekt. „Weil wir machen können, was wir wollen – solange es keine Mars-Mission ist“, sagt der 14-jährige Jan. Die Vernetzung untereinander und die eigenständige Organisation des Lernens oft bis ins Studium hinein. Beispielsweise Jonas Witt, der die von Schülerinnen und Schülern organisierte Study Hall gegründet hat, studiert nun Informatik und geht selbstbewusst seinen eigenen Weg.
Auswahl: Die Schülerinnen und Schüler werden von den Lehrkräften empfohlen. Bei den Klassenkonferenzen am Schuljahresende wird beraten, wer für die eXcellence-Kurse geeignet ist. Voraussetzung sind ein stabiles, gutes Notenbild, Interesse am Thema und Teamfähigkeit. Über ihre Teilnahme können die Jugendlichen freiwillig entscheiden.
Angebote: Jahrgangsübergreifend, aber in Stufen geordnet werden ab der 7. bis zur 10. Klasse Kurse in Geschichte, Mathematik, Wirtschaft und Recht, Naturwissenschaften, Sozialkunde und Politik sowie Rhetorik-Seminare angeboten. Außerdem gibt es die von Schülerseite geleitete Study Hall, in der auf Englisch über Themen wie Künstliche Intelligenz gesprochen wird.
Job-Shadowing: Jeweils 15 Schülerinnen und Schüler der Oberstufe, ausgewählt nach Notenbild, dürfen eine Führungskraft einen Tag lang im Job begleiten. Kontakte zu meist ortsansässigen Firmen und Organisationen wurden über die Berufsmesse, Eltern oder Ehemalige geknüpft.
Information: Plakate und ein Schaukasten informieren über eXcellence- Angebote. Ergebnisse und Erfolge werden auf der Homepage dokumentiert, es gibt eine Sprechstunde und eine eigene Mail-Adresse.
Organisation: Kurse finden an unterrichtsfreien Nachmittagen oder im Block statt, normaler Unterricht darf nur ausnahmsweise ausfallen. Lehrerstunden nimmt die Schule aus den Wahlkursen, für die Kursleiter sind die Stunden Teil ihres Deputats – viele engagieren sich darüber hinaus.
Kontakt: www.wgg-neumarkt.de,
E-Mail: begabung(at)wgg-neumarkt.de
Gabriele Koenig, freie Journalistin