Zwei Tassen mit lachenden Gesichtern stehen nebeneinander und "lächeln sich an".

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„Gesundes Arbeiten fängt mit der positiven Einstellung an“

  • Freundlicher Umgang fördert die Gesundheit
  • Für Schulleitungen empfiehlt sich das Prinzip der offenen Tür
  • Ausreichend Zeit für individuelles Feedback nehmen


Herr Dr. Lungershausen, Sie waren mehr als zehn Jahre Schulleiter einer beruflichen Schule. Wie wichtig ist gesundheitsgerechtes Führungsverhalten?


Das ist essenziell, weil es hilft, das Personalmanagement zu erleichtern und die Qualität der Lehre sicherzustellen. Gesundes Arbeiten fängt bei der positiven Einstellung an. Als Schulleitung kann ich das fördern, indem ich gelassen und humorvoll reagiere, über unbedeutende Fehler auch einmal hinwegsehe und den Lehrkräften zuhöre. Außerdem indem ich Vorbild bin: Bereits zwischen Schulleitung und Stellvertretern sollte ein freundlicher Umgang herrschen, mit dem Ziel, dass sich das aufs Kollegium überträgt.


Ein freundlicher Umgang und Humor können schon die Gesundheit fördern?


Lehrkräfte leiden stark unter psychosozialen Belastungen, durch Stress, die Arbeit mit schwierigen Schülern, Bürokratie und zusätzliche Aufgaben. Wichtig für das allgemeine Wohlbefinden ist es daher, eine verbissene Angestrengtheit zu vermeiden, bei der alle ständig über ihre Arbeitsbedingungen jammern. Das beginnt im Kleinen, indem ich als Schulleiter mit Kaffee, Getränken und Keksen für ein angenehmes Ambiente in der Schulkonferenz sorge. Humor sollte im Alltag dazugehören: Je höher die Hierarchie, desto weniger wird leider meist gelacht. Dabei hilft Selbstironie als Eisbrecher mit dem Kollegium, aber auch um das eigene Handeln als Führungskraft zu reflektieren.


Da die Psyche besonders großen Belastungen unterliegt: In welcher Form kann die Schulleitung mentale Rückendeckung geben?


Eine Atmosphäre der Offenheit ist wichtig. Aus Studien wissen wir, dass sich 40 bis 50 Prozent der Lehrkräfte dauerhaft erschöpft oder ausgebrannt fühlen. Nur wenige Betroffene gehen offen damit um. Bei den regelmäßigen Mitarbeitergesprächen sollte die Schulleitung diesen Punkt gezielt einbeziehen. Ebenfalls hilfreich ist das „Prinzip der offenen Tür“, bei dem klare Zeiten kommuniziert werden, zu denen im Alltag immer ein offenes Ohr besteht. Im Dienstzimmer, in Ruhe, mit einer Tasse Kaffee.

Ein Schultag hat durch die festen Unterrichtsstunden ein eng gesetztes Korsett. Gibt es Möglichkeiten ganz praktischer Unterstützung?


Bei manchen Problemen hilft bereits eine kleine Änderung im Stundenplan. Auch großzügige Pausenregelungen sind nützlich: Es gibt Schulen, die den Gong abgestellt haben. Die Lehrerin oder der Lehrer beendet den Unterricht eigenständig, mal ein paar Minuten eher, mal ein paar Minuten später – je nachdem, wie es pädagogisch sinnvoll und für Organisatorisches zwischen den Stunden unabdingbar ist. Das nimmt Druck aus dem Alltag. Gerade bei Personalmangel, wie er aktuell vielerorts besteht, ist das ein Ansatz.


Wo setzt eine konstruktive Feedbackkultur an?


Lob und Kritik sind wichtig. Das sollte jedoch nicht zwischen Tür und Angel erfolgen. Besser ist, sich kurz Zeit zu nehmen, um individuell das Gespräch zu suchen. Das gilt für alle Seiten und hat mit persönlicher Wertschätzung zu tun. Ein Lob ist dadurch wirkungsvoller, und eine kritische Anmerkung kann nicht im falschen Hals landen.

 


Dr. Helmut Lungershausen ist Diplom-Wirtschaftspädagoge und war mehr als 25 Jahre an berufsbildenden Schulen tätig, darunter 13 Jahre als Schulleiter. Seit 2009 berät und coacht er Schulleitungen aller Schulformen und führt Fortbildungen in Deutschland und Luxemburg durch. Er ist Autor der Bücher „Schule professionell leiten und entwickeln“ (2013) und „Kompass Führung für die Schulleitung“ (2017).

 


Mandy Ganske-Zapf ist freie Journalistin.

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