Blechspielzeug in alter Manier, eine historische Uhr und modern anmutende Gemälde: Diese Gegenstände verleihen dem Rektorenzimmer ein ganz eigenes, unbürokratisches Flair - und genau das ist gewollt. "Mir ist eine persönliche Gesprächsatmosphäre sehr wichtig", betont Harald Vogler, der die Kegelbergschule in Nordhessen leitet. Denn Gespräche und Beziehungsarbeit spielen im Alltag der Förderschule mit dem Schwerpunkt geistige wie körperliche und motorische Entwicklung eine besonders große Rolle.
Im Rektorenzimmer bespricht Vogler mit Eltern regelmäßig das Arbeitsverhalten und den Entwicklungsstand der Schülerinnen und Schüler. Kein Zufall ist, dass der Sonderpädagoge Gegenstände mit persönlichem Bezug im schulischen Dienstzimmer untergebracht hat. "Diese Dinge helfen mir in Gesprächen, mich positiv einzustimmen". Ein Wandgemälde zeigt sich überlagernde geometrische Formen. Das Bild hat dem Sonderpädagogen in so manchem Konfliktgespräch geholfen, indem er seine Gesprächsgäste darauf aufmerksam gemacht hat nach dem Motto. "Wie auf diesem Bild gibt es Unterschiede, aber auch Schnittmengen, in denen wir uns treffen." Gute Gesprächsorte sind auch die Klassenräume der Kegelbergschule. Darin finden regelmäßig Gespräche zwischen Eltern und Lehrkräften statt. "In diesen Räumen lassen sich manche Verhaltensweisen besser nachvollziehen, wenn Unterrichtssituationen vor den Augen der Eltern praktisch nachgestellt werden können", erklärt der Sonderpädagoge.
Dass die Schule ein so wohltuendes Raumklima ausstrahlt, hat auch mit einer kürzlich erfolgten Kernsanierung zu tun. Die Innenräume wurden nach einem speziellen Farbkonzept gestaltet. Hintergrund war, dass man mit warmen Farben eine angenehme Atmosphäre für ein Lernumfeld schaffen wollte. Außerdem soll die konsequente Farbwahl in allen Gebäudeteilen dazu beitragen, dass sich die Schülerinnen und Schüler leichter orientieren können. Weil Kommunikation und Gespräche an der Kegelbergschule einen so großen Stellenwert haben, wurde mit dem Umbau ein weiteres Gesprächszimmer eingerichtet. In all den baulichen Maßnahmen sieht Harald Vogler eine menschliche Motivation: "Unsere Wertschätzung gegenüber Menschen soll zum Ausdruck kommen."
Harald Vogler ist Rektor der Kegelbergschule in Frankenberg/Eder (Hessen).
"Beim Thema Elterngespräche hat sich die Haingarten- Schule professionalisiert und zwei Elterngesprächszimmer eingerichtet. Sie werden an unserer Grundschule zugleich als Multifunktionsräume genutzt. Bei den Räumen handelt es sich um ein früheres Konrektoren- und Raucherzimmer. Für den neuen Zweck haben wir sie renoviert und in warmen Farbtönen gestaltet. Außerdem wurden Kunstwerke von Schülerinnen und Schülern aufgehängt. Die Größe der Räume ist recht übersichtlich, was eine persönliche Atmosphäre schafft. Und wer durchs Fenster schaut, blickt direkt auf unseren kleinen Garten.
Die Erfahrungen unseres Kollegiums sind positiv. Es gibt ja zu Recht den Begriff vom ‚Raum als dritten Pädagogen‘. Ein angenehm gestalteter Ort für Gespräche bringt Gästen die so wichtige Wertschätzung zum Ausdruck. Deswegen bieten wir auch Süßigkeiten und Kaffee an. So lässt sich eine Atmosphäre schaffen, die sich mit dem Satz umschreiben lässt: Wir bemühen uns gemeinsam um das Kind!"
Matthias Doebel ist Rektor der Haingarten- Schule, Bruchköbel (Hessen).
"Im Gesprächszimmer des Domgymnasiums führen wir Aufnahmegespräche mit Eltern von Schülerinnen und Schülern, die nach der 4. Klasse bei uns eingeschult werden. Im Eingangsbereich der Schule haben wir ein Hinweisschild angebracht, wo der Gesprächsraum zu finden ist. Das ist wichtig, weil dieser Raum von neuen Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern im Schulgebäude auf Anhieb aufgefunden werden muss.
Da wir eine christliche Schule sind, wird bei den halbstündigen Aufnahmegesprächen geprüft, ob das Schulprofil zu den künftigen Schülerinnen und Schülern passt. Im Raum befinden sich Texte und Bilder von Schülern, Blumen oder Kerzen. Das Gesprächszimmer wird jedoch nicht nur für Aufnahmegespräche genutzt. Hierhin können sich auch Lehrkräfte mit Schülerinnen und Schülern für persönliche Gespräche zurückziehen. Eine weitere Möglichkeit sind Auswertungsgespräche mit den Referendarinnen und Referendaren. In Elterngesprächen werden manchmal leider auch Dinge formuliert, die für die Anwesenden schmerzhaft sind. Das fällt in einem geschützten, angenehm gestalteten Raum einfach leichter. Das ist auch für mich wichtig: Ich muss mich selbst wohlfühlen, wenn ich solche Gespräche führe."
Barbara Schmücker ist Unterstufen- Koordinatorin am Ökumenschen Domgymnsium Magdeburg (Sachsen-Anhalt).
Protokolliert wurden die Erfahrungen in den Schulen von der freien Journalistin Mandy Ganske-Zapf und René de Ridder, Redakteur, Universum Verlag.