Foto: fotolia/goodluz

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Selbstsicheres Arbeiten reduziert die Lautstärke

Viele Schülerinnen und Schüler tun sich beim Lernen eher schwer, da es ihnen an methodischen Strategien und Handlungsroutinen mangelt. Das bedingt Unruhe und Verunsicherung, Streitigkeiten und Zeitverluste, Motivationsschwierigkeiten und Disziplinprobleme. Die Folgen sind Lerneinbußen, gestörte Schülerkooperation, destruktiver Arbeitslärm und überbordende Belastungen für die zuständigen Lehrkräfte.


Was tun? Nötig ist, verstärkt grundlegende Lernkompetenzen im Unterricht zu schulen - Kommunikations-, Präsentations- und Teamkompetenz eingeschlossen.  Je versierter es Schülerinnen und Schüler verstehen, methodisch zu arbeiten und zu interagieren, desto ruhiger und konzentrierter gehen sie in der Regel auch zu Werke. Lern-und Sozialkompetenz sind gleichermaßen Voraussetzung wie Gewähr für konstruktives Lernen und wirksame Lärmreduzierung.


Daher bieten sich entsprechende Methodentrainings an, die Kindern und Jugendlichen helfen, die nötigen methodischen und sozialen Grundkompetenzen zu erwerben. Training heißt hierbei in Analogie zum Sportunterricht, dass die besagten Lern-, Arbeits-, Kommunikations-, Präsentations- und Kooperationstechniken kleinschrittig eingeübt, reflektiert und in den Fächern immer wieder angewendet werden müssen.


Dies sorgt für die nötige Methodenkompetenz. Ziel dieser Methodentrainings ist es, wichtige Regeln, Zuständigkeiten und Verfahrensweisen so abzuklären, dass Schülerinnen und Schüler in die Lage versetzt werden, selbstsicher zu arbeiten, zu kooperieren und zu kommunizieren. Das fördert Selbstvertrauen, Disziplin und relativ ruhige Arbeitsprozesse.


Je konsequenter die Lernenden in unterrichtliche Arbeitsprozesse eingebunden werden, desto weniger störender Lärm entsteht. Wenn geredet wird, dann leise und sachbezogen. Das entsprechende Unterrichtsskript ist die sogenannte Lernspirale. Lernspiralen sichern differenzierte Arbeits- und Interaktionsprozesse unter Einschluss unterschiedlicher Lernpartnerinnen und Lernpartner, Lerntätigkeiten, Lernmethoden, Lernprodukte, Lernaufgaben und Lernhilfen. Dieses Wechselspiel macht Mut und gewährleistet vielfältige Anschlussmöglichkeiten im Stundenverlauf.

Verhindern, dass Einzelne an den Rand geraten
Lernspiralen stellen sicher, dass alle zuverlässig beteiligt werden. Niemand bleibt allein und kann sich der Verantwortung für sich und andere entziehen. Dafür sorgen Zufallsprinzip und wechselnde Lerntandems, Methodentraining und Regelwächter, kooperatives Lernen und regelmäßige Kontrollen durch Mitschülerinnen und Mitschülern. Die Schülerinnen und Schüler sind aufeinander angewiesen und tun daher gut daran, sich wechselseitig zu helfen und zu erziehen, zu besprechen und zu unterstützen. Diese soziale Klammer verhindert, dass Einzelne aussichtlos an den Rand geraten und ihre Lust-oder Perspektivlosigkeit lautstark ausleben. Auch die Tätigkeits-, Produkt- und Methodenvielfalt im Zuge der Lernspiralen wirken einladend und disziplinfördernd, stehen doch immer wieder kleinere oder größere Erfolgserlebnisse in Aussicht. Das begünstigt motiviertes und konzentriertes Lernen.

Aktivitätsdrang in ruhige Bahnen lenken
Lärmmindernd wirken zudem klare Regeln und Rituale, die den Aktivitätsdrang der Schülerinnen und Schüler in ruhigen Bahnen halten. Das beginnt bei den angedeuteten Konzepten wie der Lernspirale und reicht über den Einbau von Regelwächtern bis hin zu spezifischen Instrumenten, welche zu mehr Ruhe und Gelassenheit im Lernprozess animieren. Empfehlenswert ist es auch, dass die Lehrkraft zu Beginn jeder Unterrichtsstunde mittels Flipchart, Folie, Plakat oder Tafelanschrieb eine kurze "prozedurale Vorschau" auf den anstehenden Arbeitsprozess gibt. Das begünstigt das Entstehen von Sicherheit, Zielstrebigkeit und Arbeitsdisziplin auf Seiten der Lernenden. Gleiches gilt für das Absprechen konkreter Regeln, wie wichtige Arbeits-, Kommunikations-, Präsentations- und Kooperationstechniken (Markieren, Gruppenarbeit etc.).

Auch verhaltensstabilisierende Rituale haben sich bewährt. Dazu zählt zum Beispiel das seitlich versetzte Stehen beziehungsweise Sitzen bei Partnergesprächen im Doppelkreis, das Verwenden eines Glöckchens oder Klangstabes als Ruhesignal oder der Einsatz einer Lärmampel oder einer roten und einer grünen Karte zur Aktivitätssteuerung. Damit zeigt die Lehrkraft an, wann sie Anmerkungen der Schüler und Schülerinnen entgegennimmt und wann nicht. Ähnlich ruhefördernd wirkt die Vorgabe, dass bei etwaigen Unklarheiten zunächst leise der Lernpartner zu konsultieren ist, danach die Tischgruppe drankommt, dann mögliche Nachschlagewerke zu sichten sind, dann unter Umständen die Nachbargruppe gefragt werden muss und erst ganz am Ende dieser Eigenbemühungen die jeweilige Lehrkraft zwecks Rat und Hilfe angesprochen werden darf.

Um solche Methoden geht es

  • Planvoll arbeiten und üben
  • Memotechniken einsetzen
  • Gelesenes gezielt notieren
  • Text augenfällig markieren

  • Heftseiten sauber gestalten
  • Schaubilder ö. ä. erstellen
  • rasch etwas nachschlagen
  • mit der Lerndatei arbeiten
  • frei sprechen und erzählen

  • nach Stichworten vortragen
  • Gesprächsregeln beachten
  • ein Lernplakat präsentieren
  • mit Zufallspartner arbeiten
  • Gruppenmitgliedern helfen
  • die Gruppenregeln befolgen
  • als Regelwächter fungieren

Weiterführende Hinweise zum Thema

  • Klippert, H.: Unterrichtsvorbereitung leicht gemacht. 80 Bausteine zur Förderung selbstständigen Lernens. Weinheim und Basel 2012.
  • Klippert, H.: Methodentraining. Übungsbausteine für den Unterricht. Weinheim und Basel 1994, 20. Auflage 2012.
  • Klippert, H.: Lehrerentlastung. Strategien zur wirksamen Arbeitserleichterung in Schule und Unterricht. Weinheim und Basel 2006, 3. Auflage 2007.

Dr. Heinz Klippert ist DiplomÖkonom, ausgebildeter Gymnasiallehrer, Lernmethodiker, Lehrerfortbildner, Schul- und Unterrichtsentwickler und hat zahlreiche Lehrerhandbücher verfasst. redaktion.pp@universum.de

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