Die Begegnung mit einem Kind mit Behinderung kann auch erfahrene Fachkräfte verunsichern. Werden sie mit der Dimension Behinderung konfrontiert, vergessen sie oft, dass was für alle Kinder gut ist, auch für diese Kinder gut ist. Die Anforderung, möglichst viel "Förderung" oder "Therapie" möge die Situation verbessern, setzt Pädagogen und Eltern unter Druck. Es ist schwer, das Kind zu sehen und nicht nur die Behinderung. Aber Kinder sind aktive Gestalter ihrer Bildung - alle Kinder.
Deshalb müssen Zahlen nachdenklich stimmen, die derzeit noch das gängige Verständnis von Schule charakterisieren: Nur 20 Prozent aller Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf besuchen eine allgemeinbildende Schule. In Hessen gibt es zum Beispiel neun verschiedene Arten von Förderschulen. Unser Problem auf dem Weg zur Inklusion scheint hier nicht im Fehlen von Hilfen zu bestehen, sondern in sich selbst erhaltenden, "besonderen" Bildungsangeboten.
Was bleibt zu tun?
Nehmen wir Inklusion ernst, so verbietet sich die Aussonderung von Kindern aus dem allgemeinen Bildungssystem. In Folge erkennen wir auch die Verschiedenheit aller anderen Kinder an, ob Jungen und Mädchen, Hochbegabte, Kinder mit
Migrationshintergrund oder aus verschiedenen Milieus. Die Gemeinschaft aller Kinder wäre der Normalfall.
Integration ist nur notwendig, solange Aussonderung und getrenntes Denken der Normalfall sind. Aber: Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Inklusive Prozesse können überall eingeleitet werden, in allen Bildungsinstitutionen. Entscheidend sind die Haltungen und Werte der beteiligten Fachkräfte.
Die Gesellschaft sollte dabei darauf achten, den Begriff der Inklusion mit dem Sinn zu versehen, der damit verbunden ist: dem Menschenrecht auf bedingungslose Teilhabe.
Die Begriffe Integration und Inklusion unterscheiden sich in wesentlichen Positionen von einander.
Integration
Inklusion
AUTORIN
Ursel Heinze bietet freiberuflich Fortbildungen im Feld der Frühen Bildung an.
E-Mail: urselheinze@gmx.de